Donnerstag, 20. Juni 2013



Der Kopf des Herrn.

Mit einem Gruss an Pastor Thomas Dummermuth auf der anderen Seite des Ozeans. 

Mittwoch, 19. Juni 2013

Gesucht: Der Kopf des Herrn

Heute habe ich im engen Kellerraum, hinter Stühlen und Bänken, den Kopf Christi gesucht. Gefunden habe ich den Glaskasten, unter dem der Kopf des Herrn ausgestellt werden sollte. Auch ein bequemes Sitzkissen habe ich gefunden, das nun seinen Platz im Kirchenraum gefunden hat - zum Meditieren oder Chillen. Doch der Kopf des Herrn war nirgends. 

Die Schweizer Kirche in London, in der ich seit drei Tagen Pfarrerin bin, hat ein Kellergeschoss mit Küche und Stauraum, wo sich Bibeln, Gesangsbücher und Tische unterbringen lassen. In einem der Schränke habe ich schliesslich auch den Kopf Christi entdeckt - leidvoll, dunkel, ein hölzerner Kopf mit Dornenkranz, ausgehöhlten Augen und offenem Mund. Die Dornen des Kranzes brechen ab, sobald man den Kopf zu bewegen versucht. Trotz der erschreckenden Begegnung trage ich den schweren Kopf nach oben, um einen Platz für das Stück Kirchenkunst zu finden. Auf dem Weg brechen nochmals etwas vier Zacken aus der Krone, und schliesslich gebe ich das Unterfangen auf.

Der Kopf des Herrn steht nun wieder unten im Schrank. Ein diskretes Kreuz an der Wand hinter dem Abendmahlstisch erinnert an den Kreuztod Christi. Auf dem Abendmahltisch stehen eine alte aufgeschlagene Bibel und ein Strauss violetter Blumen. Dazu brennt das Licht der Osterkerze. Friedlich ist es.

Der leidende Christus mit den losen Dornenzacken passt einfach nicht so recht ins Bild.